Fr 08.02.2019 20.30 UhrSeamus Fogarty



Komplizierte Zeiten wirken belebend auf die Folk-Szene. Das war schon zu Woody Guthries und Bob Dylans Zeiten so. Und so nun auch im Brexit-Großbritannien. Singende Songschreiber suchen ihre Inspiration wieder in der alltäglichen Öffentlichkeit statt im eigenen Gärtchen. Bands wie Linkum und die punkigen Stick in the Wheel tauchen auf trendbewussten Indie-Labels auf und werden überall begeistert besprochen.

So überrascht es wenig, dass eines der feinsten britischen Alben des Jahres aus diesem Umfeld stammt. Seamus Fogarty wuchs im wilden County Mayo im Westen von Irland auf. Aber seine Lieder ziehen einen erzählerischen Bogen von Skibbereen über Canary Wharf und Kairo bis Chicago und Timbuktu. In seiner Musik tauchen Instrumente auf, die er in Nordafrika gesammelt hat, ohne je ihren Namen zu erfahren.

Fogarty machte erstmals vor fünf Jahren auf sich aufmerksam, als sein stilles und doch wildes Debütalbum beim schottischen Indie-Kollektiv Fence Records erschien. Dieses wurde auf ihn aufmerksam, nachdem er bei einer Irland-Tournee von James Yorkston im Vorprogramm aufgetreten war.

Für sein zweites Studioalbum hat sich Fogarty nun mit dem Produzenten Leo Abrahams zusammengetan, der mit Brian Eno und den Wild Beasts und jüngst mit Ghostpoet gearbeitet hat. Zusammen haben sie einen Sound geschneidert, der einerseits aus typischen Folk-Instrumenten wie Geige, Gitarren, Klarinette und Handorgel, andererseits aus subtil verwobenen elektronischen Klangfäden und Konversationsfetzen besteht.

Die Mischung ist nicht neu für Fogarty. Er hat immer schon mit unkonventionellen, mitunter synthetischen Klängen experimentiert. Hier nun ist ihm ein besonderer Wurf gelungen. Die Melodien sind herrlich eingängig, die Rhythmik lässt sich Zeit, die Stimme ist wie ein flauschiger Pullover, sie beweist Gravität und wirkt dennoch schwerelos. Und die Texte strotzen – typisch britisch –  vor Witz.