1971 gab es nichts.

Diesen Zustand wollten einige junge Stuttgarter unbedingt ändern – und beschlossen, dass es einen Ort geben sollte, an dem es etwas gab: 

Eine andere Kultur, die ebenfalls als Hochkultur verstanden werden sollte, aber auch ein Ort der Diskussion, der gemeinsamen Interessen, und einen Ort, an dem man sich selbst verwirklichen, wirken und wachsen konnte. Ehrenamtlich Verantwortung übernehmen, selbständig werden, partizipieren und gestalten konnte. Mit Freude, mit Spaß, mit Freunden aus der ganzen Welt.

 

1972 gab es dann etwas: das Laboratorium.

Am 27. September 1972 öffnete es erstmals in der Wagenburgstraße 147 im Stuttgarter Osten seine Tür für das andere, alternative Publikum. Das allererste Konzert in dem alten Gastwirtschaftssaal spielten Schobert & Black und der junge Thomas Friz (Zupfgeigenhansel).

Heidi und Randy Schmid waren die treibenden Kräfte, damals und für lange Jahre. Der Name: Programm. Offen sollte und wollte das Lab sein, für Neues, Anderes, Noch-nicht-Gesehenes, ein Raum für die Juwelen, die abseits der offiziellen Hochkultur an der Straße lagen. Die Herausforderung damals und heute: die intime Zwiesprache mit einem Publikum, das seine Künstler 100 % live erleben will.

Aber das Lab sollte auch für das Experimentieren mit dem eigenen kreativen Potenzial stehen. Kabarett, Musik, Theater, Vorträge, Workshops...: Für viele heute renommierte Künstler war das Lab die erste Bühne, auf der sie ihre Talente vorstellen konnten. Die kleine Tierschau, das Country Blues Project, Anne Haigis, Christoph Sonntag, Peter Grohmann, Mathias Richling, Urban Priol, Otfried Fischer, Georg Schramm, Hubert von Goisern, Fanfare Ciocarlia, Poesie & Musik, Cochise, Kolbe-Illenberger, Amadou & Mariam, Tamikrest...

 

1981 wurde das Lab ein Verein.

Und um ein Festival reicher, im Zelt bei den Berger Sprudlern. Zum 37. Mal hat dieses Lab-Fest 2018 stattgefunden. 37 Jahre Musik, Kabarett und Theater „für umsonst“, über 300 verschiedene Bands und Solokünstler standen in diesen Jahren auf den Brettern der Festivalbühne, zigtausende von Besuchern strömten in das Zelt im Unteren Schlossgarten.

 

2012: Schwabenalter!

Der 45. Geburtstag des Lab 2017 fiel mitten in eine Umbauphase. Der Brandschutz machte umfangreiche Arbeiten nötig. Seitdem präsentiert sich das Lab mit altem Charme und neuem Foyer.

Im Rückblick können wir sagen: Wir haben uns oft gehäutet, oft uns neu erfunden. Frei nach Wolf Biermann: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Aber vieles ist bei uns gleich geblieben: die Lust auf interessante Künstler und Bands, ob alt oder jung, die kreative Neugierde, das ehrenamtliche Prinzip, das mittlerweile von einem kleinen, aber feinen Profiteam unterstützt wird – Thanx! –, das schmale Geld, ein unglaublich treues und solidarisches Publikum, und die ungebrochene Lust auf diskutierende und handelnde Beteiligung, im Osten, in Stuttgart, in der Region, in der Welt.

Diese Konstanten sind es, die uns zuversichtlich machen – auf die nächsten 45!

Bis bald im Lab.