Vortrag

Di 05.11.2019 18.00 Uhr Soziale Arbeit und...

Freier Eintritt

...die neoliberale Restrukturierung des Care-Sektors

Vortrag von Tove Soiland

 

Einlass: 17:30 Uhr


 

 

Das Qualitätsmanagement fürs Altenheim, die Wirkungsorientierte Steuerung für den Jugendtreff, die Ziel-Leistungsvereinbarung fürs Nottelefon. Mit Out-Puts, Kennziffern und Controlling hat die Sprache des modernen Managements längst Einzug in den Alltag der Sozialen Arbeit gehalten. Ob es sich hierbei um eine sinnvolle Modernisierung, ein Emanzipationsangebot gegenüber überkommenen, meist als weiblich konnotierten Anrufungen eines typischen Helferberufes oder schlicht um rigide Sparmaßnahmen handelt, ist oftmals auch für die Betroffenen selbst – die in der Sozialen Arbeit Tätigen – schwer auszumachen.
Der Vortrag geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, warum der Care-Sektor, zu dem auch die Soziale Arbeit gehört, zu einem zentralen Battleground neoliberaler Restrukturierungen geworden ist. Dabei steht die These im Zentrum, dass wir es gegenwärtig mit einer weltweiten Restrukturierung der Weise, wie Menschen sich reproduzieren (müssen), zu tun haben. Die kapitalistische Verwertungslogik stößt in der Sorgearbeit zunehmend auf ihre Grenzen, da diese zu einem zentralen ökonomischen Faktor geworden ist. Sie kann zwar Handys für (fast) alle erschwinglich produzieren. Ob es ihr auch möglich ist, aus der für alle Menschen notwendigen Fürsorge, Erziehung und Pflege ebenfalls eine für alle erschwingliche „Ware“ zu machen, ist mehr als fraglich. Das ist für soziale Berufe ein wesentlicher Ort, wo heutige Kämpfe stattfinden.

 

Tove Soiland studierte Geschichte und Philosophie in Zürich. Sie ist Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten und bietet bei der Gewerkschaft Verband Personal öffentlicher Dienste in Zürich seit Jahren Seminare für Frauen zu feministischer Ökonomie und politischer Theorie an. Im WS 2016/17 hatte sie die Klara-Marie-Faßbinder Gastprofessur an der Hochschule Ludwigshafen im Fachbereich Soziale Arbeit inne. 2003 initiierte sie den „Gender-Streit“, eine Kontroverse um die theoretischen Grundlagen des Gender-Begriffs. 2016 erhielt sie für ihr feministisches Engagement den Ida Somazzi-Preis. 
Ihre heutigen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Feministische Theorie, französische Psychoanalyse und Marxismus. Sie publiziert regelmäßig u.a. zur neoliberalen Reorganisation des Care-Sektors, den Geschlechterverhältnissen im Neoliberalismus und zur Landnahme der Sozialen Reproduktion.

 

Veranstalter: Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Stuttgart in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg und dem Laboratorium e.V. Stuttgart